Die Geschichte von Braunsfeld
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Erste „Braunsfelder“ Spuren reichen bis in die Römerzeit. Die noch heute den Vorort teilende „Aachener Staße“ war römische Fernstraße und „via appia“ (Gräberstraße). Zahlreiche römische Grabstätten mit zum Teil kostbaren Beigaben sind Zeugnisse dafür. So z. B. die berühmte Zirkusschale (gefunden 1910), sowie das weltbekannte Diatretglas (gefunden 1960).
Auf Abraham Hogenbergs Prospekt von 1906 (Köllnische Schweibt) sieht man das spätere Braunsfelder Siedlungsgebiet. Der „Morsdorfer“ und der „Maarhof“, sowie eine Windmühle in Höhe des jetzigen Dreifaltigkeitskrankenhaus sind Fixpunkte, sonst nur Stoppelfelder, Buschwald und Wiesen.
Die „Aachener Straße“ behielt über Jahrhunderte ihre Bedeutung als stark frequentierte Ausfallstraße, auch als „Krönungsstraße“ des Heiligen Römischen Reiches, da auf ihr die neu gekrönten deutschen Könige von Aachen kommend zu den Reliquien der christlichen Urkönige (Heilige Dreikönige) nach Köln pilgerten.
Ebenso wurde der Staßenzug als Heerstraße bekannt. über sie rückten 1794 französiche Revolutionstruppen in Köln ein. Das kaiserliche Heer von 1914 nutzte sie als Aufmarschstraße nach Belgien. In gleicher Richtung zog das Hitlerheer 1940 und kam im Herbst 1944 geschlagen über die Aachener Straße zurück.
Im 17. Jahrhundert findet man im nachfolgenden Braunsfelder Wohngebiet als Ausspannstation für Postkutschen die „Madonnenherberge“ am Platz des heutigen Restaurants Marienbild auf der Aachener Straße.
Über die Aachener Straße wallfahrten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkieges Prozessionen zum Heiligtum des Wendelinus nach Müngersdorf. Auch für die Braunsfelder war dies ein Festtag (20. Oktober) mit Kirmes im benachbarten Müngersdorf.
Seit 1885 gibt es zwischen Braunsfeld-Müngersdorf und dem Kölner Stadtkern über die Aachener Straße eine Bahnverbindung. Zuerst als Pferde-, dann (ab 15. April 1902) als elektrische Staßenbahn. Seit dem 13. November 1893 quert die Aachener Staße ein Strang der „Klüttenbahn“, die aus dem Braunkohlegebiet des Vorgebirges kommend, Braunkohle, Bauxit und Container transportiert.
Historischer Kern von Braunsfeld blieben „Morsdorfer“ und „Maarhof“, woran etliche Stifte und Klöster in Köln bis zur Säkularisation Grundbesitz besaßen. Eigentümer der Höfe war zuletzt die Stadt Köln.
Reste jener fränkischen Hofanlagen sind nicht mehr erhalten. Schon zur Jahrhundertwende (1900) wurde das Hofgelände, bzw. das Umland parzelliert. Noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges traten vollends an ihre Stelle Wohn-, Schul-, oder Industriebauten.
Das große Erholungsgebiet am Rand von Braunsfeld (südlich) wird „Stadtwald“ genannt und geht zum Teil auf die alten Hofanlagen bzw. die Kitschburg zurück. Jene umfangreiche Liegenschaft (mit 500 Bäumen) ist schon 1715 als Eigentum des Kapitulars Heinrich Moers im Namen überliefert. Zur französischen Zeit als Nationaleigentum versteigert, kam die Kitschburg in den Besitz des Kölner Bankiers Abraham Schaffhausen. Ein „Napoleons Sälchen“ erinnerte hier lange an die Besucher Napoleons.
Der Kölner Rat genehmigte am 4. Juli 1895 den Beginn des Naherholungsgebietes „Stadtwald“ mit Spielwiesen, dichtem Baumbestand, Teichen und der Waldschenke. Um die Jahrhundertwende war das kostspielige Vorhaben (2,5 Millionen Goldmark) verwirklicht.
Damals bestand der Kölner Vorort Braunsfeld schon etliche Jahrzehnte. Seine Anfänge gehen auf den Kölner Fuhrunternehmer Ferdinand Braun zurück, der hier Bauernland erwarb und um Aachener- und Schinkelstraße eine Ziegelei betrieb. Seinen Arbeitern stellte der Unternhemer Bauland zur Verfügung, sodaß es am, „Mühlenweg“ (heute Kitschburgerstraße), an der „Mittelstraße“ (heute Braunstraße), der „Tonstraße“ (heute Hermann-Pflaume-Straße), sowie der „Ziegelstraße“ (heute Christian-Gau-Straße) nicht nur zu den ersten Straßenzügen, sondern desgleichen zu ersten Wohnbauten kam. Im Volksmund hieß das langsam, sich entwickelnde Wohngebiet kurz „Brauns Feld„.
Die Einwohnerzahl wuchs rasch. 1869 wird sie mit 295 angegeben, 1887 werden schon 700 Braunsfelder gezählt. Der soziologischen Struktur nach waren es Arbeiter, kleine Geschäftsleute und Handwerker. Für das Jahr 1891 sind erstmalig exakt aufgeschlüsselte Berufsarten überliefert. Danach gab es in Braunsfeld 73 Tagelöhner, 15 Maurer, 2 Maurermeister, 8 Fuhrleute, 3 Fuhrunternehmer, 2 Ziegelmeister, 1 Ziegelaufseher. Die Zahl der Ackerer betrug nur noch 3. Weiter sind verzeichnet 8 Wirte und 1 Bierbrauer. An Handwerkern gab es 4 Schreiner, 2 Schlosser, 1 Schmied, 2 Schuhmacher, 1 Bäcker, 2 Metzger, 1 Müller, 1 Dampfmühlenbesitzer, 3 Gärtner und 1 Bandwirker. Als Unikum wird ein Karusselbesitzer genannt. Der Handel war mit 5 Spezerei- und 4 Milchgeschäften vertreten. 1 Barbier, 1 Hebamme, 1 Lehrer und 1 Posthilfe runden das Bild der Berufe ab. Inzwischen stieg die Einwohnerzahl auf 8.175 (1939) – 10.323 (1961).
Ganz erheblich hat sich inzwischen die soziologische Struktur verändert. Mit der Anlage des Stadtwaldes zog das begüterte Kölner Bürgertum in die Randlage dieses Erholungsgebietes, also zur Friedrich-Schmidt-, Wiethase-, Voigtel-, Raschdorff-, Vincenz-Statz- und u. a. Straßen.
Immer stärker markierte die Aachener Straße eine Trennlinie zwischen dem mehr industriell geprägten Braunsfelder Viertel nach Ehrenfeld hin (Teile des Maarweg, der Widdersdorfer- und z. B. der Stolberger Straße) und dem mehr auf den Stadtwald hin orientierten Viertel. So dürfen wir heute von einer „Durchmischung“ sprechen: Zum Stadtwald hin häufig gehobene Wohnlagen, während die nördlich gelegenen Wohngebiete mehr von Industrie durchsetzt sind mit entsprechender Wohnqualität und Bevölkerung. Ausgenommen einige wenige, „Enklaven“, z. B. um Pauliplatz und Paulistraße (um 1900, Otivit AG, Bauunternehmung, Asphaltfabrik, Druckwalzenfabrik Böttcher 1910, Nattermann, Stüssgen AG, …).
Am 1. April 1888 wurde Braunsfeld dem Stadtkreis Köln eingemeindet. Das rapide Anwachsen der Bevölkerung ließ die Frage nach Kirche und Schule immer dringender werden. Ein Provisorium für halbwegs geregelten Unterricht bot seit 1880 die Gaststätte „Marienbild“. 2 Jahre später konnte die dreigeschossige Schule an der Friedrich-Schmidt-Straße bezogen werden. Im zweiten Weltkrieg völlig zerstört, wurde der Braunsfelder Schulbetrieb in wenigen Baracken am Stadtwaldrand als Übergangslösung durchgeführt, bis der jetzige Schulkomplex an der Geilenkirchener Straße (zum Teil auf dem Gelände des einstigen „Maarhofes“) 1965 entstand.
Seit 1897 gab es in Braunsfeld einen Kirchbauverein, nach dem die Bewohner Jahre hindurch entweder nach Müngersdorf (St. Vitalis) oder ins Krieler-Dömchen zum katholischen Gottesdienst gingen. Eine weitere Möglichkeit bot die seit 1887 existierende Stephanskirche in Lindenthal. Als die Familie Braun ein Grundtück bereitstellte, konnte mit dem Bau der alten Braunsfelder „Notkirche“ begonnen werden. Sie war am 30. Dezember 1906 vollendet und wurde am 1. April 1915 Gotteshaus einer nun endlich selbstständigen katholischen Pfarrei mit dem Namen St. Joseph. In dieser Pfarrei wirkte von 1924 bis 1937 der spätere Kardinal Joseph Frings als Pfarrer. In der Nacht zum 31. Oktober 1944 wurde die Notkirche zerstört. Ein Neubau begann (nach den Plänen des Architekten Rudolf Schwarz) und wurde am 19. September 1954 vollendet. Diese Kirche gehört heute zu den eindrucksvollsten Schöpfungen Kölner Sakralarchitektur nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die evangelischen Mitbürger erhielten an der Adolf-Clarenbach- und Peter-von-Fliesteden-Straße am 23. Dezember 1951 ein Gemeindezentrum, das mit Kirche und (seit 1982 völlig neu gestaltetem) Altenheim, sowie Tagungsstätten zu einem Akzent im Braunsfelder Ortsbild wurde. Dies trifft vor allem für den an der Aachener Straße stehenden Campanile zu.
Das Vereinsleben in Braunsfeld ist nur schwach entwickelt, was wiederum mit der besonderen Sozialstruktur zu tun hat. Es gab schon 1904 einen „Verein zur Wahrung der Interessen von Braunsfeld und Müngersdorf“ und einen „Kleingärtnerverein von 1921“, der sich noch auf unbebautes, gärtnerisch gestaltetes Gelände stützen konnte, das dann bald wegen Neubauten aufgegeben wurde. Es existierte bis vor dem Zweiten Weltkrieg eine Schützengesellschaft. Seit einigen Jahren gibt es eine Große Braunsfelder Karnevalsgesellschaft e. V., die im Jahre 1983 einen ersten Karnevalszug durch Braunsfelder Straßen veranstaltete.
Die jüngste Entwicklung in diesem Stadtteil ist von Konsolidierung und Zuwachs in den großzügig angelegten Wohnvierteln und Gewerbebereichen gekennzeichnet. Das sich nördlich an der Aachener Straße bis an die Bundesbahnstrecke Köln-Aachen erstreckende Gewerbegebiet entstand unter anderem im Zusammenhang mit der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Güterbahnstrecke der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn.
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